Staudenfluren

Zunächst zur Begriffsklärung: Unter Staudenfluren verstehe ich hier von höherwüchsigen Stauden dominierte Säume im trockenen und mesophilen Bereich sowie sog. Hochstaudenfluren mit Kohldistel, Mädesüß, Sumpfstorchschnabel etc. im feuchten Bereich. Staudenfluren sind meist an Grenzlinien wie Bächen, Ufern, Wald- und Wegrändern oder um Buschgruppen ausgebildet und kommen so in einer Vielzahl anderer Habitate eingestreut vor. Entfällt auf bislang bewirtschafteten Flächen (Flachmoore, Magerrasen, Mähwiesen etc.) die Nutzung (Mahd, Beweidung), so entwickeln sich auch flächige Staudenfluren. Selten ist das auch natürlich an edaphischen Sonderstandorten möglich (etwa Steppenheiden mit flächigen Staudenhalden). Folgende Unterschiede charakterisieren Staudenfluren im Vergleich zu den angrenzenden, genutzten Flächen:
  • Geringe mechanische Belastung, also keine oder nur sehr unregelmäßige, seltene und eher späte Mahd/Beweidung
  • Höherer Nährstoffgehalt infolge Anreicherung und mangelndem Austrag
  • Ausgeglicheneres, feuchteres und kühleres Mikroklima im Vergleich zu den genutzen, lückigen und niedrigwüchsigen "Ausgangsgesellschaften"
  • Meist umfangreiches, aber eher spätes Blütenangebot
Insgesamt sind Staudenfluren für eine Reihe von spezialisierten Schmetterlingsarten (Brenthis ino) als einziger Entwicklungsort sehr wichtig, aber eben für deutlich weniger Arten als viele Ausgangsgesellschaften (zumindest Magerrasen und Flachmoore). Für viele andere Arten sind sie zudem als Nektarhabitat bedeutend. Insofern sind Staudenfluren generell erhaltungswürdig. Allerdings dürfen sie nicht oder nur in Ausnahmefällen auf Kosten wertvoller Ausgangshabitate wie Magerrasen entstehen, während etwa eine Verbreiterung eines Saumes entlang eines Baches oder Waldrandes auf Kosten intensiver Wiesen hingegen als positiv zu sehen ist. Wird in einem Magerrasen etwa die Beweidung eingestellt, findet allmählich eine flächige Verstaudung und/oder Vergrasung statt. Zunächst nehmen viele Schmetterlingsarten in der Häufigkeit der Individuen stark zu, da die Störungen wegfallen und die mikroklimatischen Verhältnisse noch gut sind. Nach einigen Jahren ist aber ein flächiger Staudensaum ohne niedrige, lückige Bereiche entstanden und xerothermophile Arten wie der Wundkleebläuling sterben schnell aus, so dass nur mehr an solche Biotope angepasste Saumarten übrig bleiben. Gefährdet sind Staudensäume durch folgende Faktoren:
  • Einbeziehung in die Nutzfläche. Säume, zumal einige Meter breite, werden heute kaum mehr geduldet. Grenzen, etwa zwischen Wald und Acker oder an Bächen zur Wiese werden auf ein Minimum reduziert, es könnte sonst ja auch eventuell ein Euro durch die Lappen gehen. Dazu kommt noch die Ordnungsliebe...
  • Fortgang der Sukzession, die in Feuchtflächen zur Verschilfung führen kann, allgemein aber irgendwann in die Verbuschung mündet
  • Ablagerungen, z.B. von Stammholz in Waldnähe
  • Gut gemeinte, aber oft deutlich schädliche (wenn nämlich wertvollere Bestände zerstört werden) Anpflanzung von Gehölzen, z.B. an Bachsäumen, in ungenutzen Winkeln etc.
  • Eutrophierung von angrenzenden Flächen und aus der Luft: Endstadium Brennesselmonokultur
feuchte Staudenflur trockene Staudenflur Von Filipendula ulmaria dominierte Staudenflur einige Wochen vor der Blüte Sehr nasse Staudenflur mit Filipendula ulmaria und Iris pseudacorus Blick in eine feuchte Staudenflur mit Filipendula ulmaria und Geranium palustre Staudenflur mit Filipendula ulmaria, die viel zu früh schon im Juli gemäht wurde (besser erst im September!) Staudenflur mit Epilobium angustifolium in der alpinen Stufe (Wallis, 2300m NN), Habitat von Hyles gallii Selten gemähte Staudenfluren wie dieser Saum aus Artemisia vulgaris werden immer schmäler und immer häufiger in die landwirtschaftliche Nutzfläche miteinbezogen.

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