Raupennahrungspflanzen:
Die Raupe lebt an Gräsern, in Mitteleuropa insbesondere an Brachypodium pinnatum. Im Süden werden weitere Brachypodium-Arten genutzt (z.B. B. retusum), aber auch ganz andere Gräser wie Dactylus (Raupenfunde in Andalusien und auf Samos) und einige mehr. Auf Lesbos traf ich Raupen sogar an Schilf (Phragmites).
Lebensraumansprüche:
Thymelicus acteon benötigt in Mitteleuropa xerotherme, doch oft leicht bis mäßig versaumende Magerrasen im Mittelgebirge (meist auf Kalk) oder Tiefland. Optimal ist ein Mosaik aus niedrigwüchsigen, teils steinigen Bereichen mit lockeren Brachypodium-Pflanzen und den höherwüchsigen Säumen mit teils dichteren Brachypodium-Facies. Thymelicus acteon fehlt im Nordalpenraum.
In Südeuropa wird Thymelicus acteon euryök und besiedelt neben Trockengebieten auch Küstensümpfe und Bachtäler. Viele Raupen fand ich etwa auf Samos an Brachypodium sylvaticum, das im Halbschatten entlang von Bächen wuchs. Daneben kommt Thymelicus acteon auf Samos auch in heißen Garrigues und in Ruderalbereichen vor.
Entwicklungszyklus:
Die Eiablage findet in kleinen Gelegen von etwa 3-15 (meist um die 6-10) Eier in Blattscheiden statt. Dabei landet das Weibchen an einem Halm und klettert mit dem tastenden Abdomen nach unten rückwärts und manchmal auch in Spiralen am Halm nach unten. Findet die tastende Abdomenspitze einen geeigneten Spalt zwischen Halm und einer Blattscheide, so werden in diesen gut versteckt und von außen nicht sichtbar die Eier platziert. Die Eier sind etwas länglicher oval als die die runderen Eier von T. sylvestris. Die Eiraupe mit dem schwarzen Kopf (wie bei T. lineola, braun hingegen bei T. sylvestris) schlüpft noch im Sommer, verzehrt die Eihülle und spinnt sich dann unmittelbar in ein Hibernaculum ein, das sie meist erst im Frühjahr wieder verlässt. Im Süden beginnt der Fraß aber in manchen Gebieten teils bereits nach den Herbstregen, so dass dort in tiefen Lagen auch schon im Winter Raupen gefunden werden können. Die Raupen sind dann in Mitteleuropa im Mai und Juni leicht dort zu finden, wo Brachypodium pinnatum über lückig bewachsenem Boden stockt und teils auch an dichter bewachsenen Stellen auf dem selben Quadratmeter zusammen mit denen von Thymelicus lineola und Thymelicus sylvestris. Die Falter fliegen von Ende Juni oder Juli bis Anfang September, im Süden bereits ab April.
Gefährdungsursachen:
Als in Mitteleuropa anspruchsvollste und auf Magerrasen beschränkte Art der Gattung ist Thymelicus acteon durch Habitatverlust (Eutrophierung, Verbuschung/Verwaldung, Überweidung, Intensivierung, Überbauung) gefährdet. Derzeit geht sie in Süddeutschland stark zurück, was wohl auf mangelnde Beweidung und den daraus resultierenden Rückgang des Weideunkrauts Brachypodium pinnatum beruht.
In Südeuropa ist Thymelicus acteon hingegen häufig und ungefährdet.
Bemerkungen:
Die Verbreitung erstreckt sich von den Kanarischen Inseln (Unterart christi, teilweise als eigene Art aufgefasst, siehe bei diesem Taxon) über Nordwestafrika und Mittel- und Südeuropa bis Westasien.