Colias myrmidone (Esper, [1781]) (Regensburger Gelbling)

Raupennahrungspflanzen:
Die Raupen leben an Zwergsträuchern der Gattung Chamaecytisus (Zwergginster), so Ch. ratisbonensis oder Ch. rhutenicus.

Lebensraumansprüche:
Colias myrmidone besiedelt sonnige, eher trockene und warme Waldsteppenbiotope in tiefen Lagen unterhalb von 800m. Das sind meist extensiv beweidete Magerrasenhänge (aber auch ebene Flächen) mit unterschiedlichem Gehölzanteil und größeren oder kleineren Waldeinsprengseln. Da das Mikroklima im Larvalhabitat sehr wichtig ist, dürfen die Flächen weder zu intensiv (Verbiss der Nahrungspflanzen) noch zu extensiv (Durchwachsen und Verfilzung) beweidet werden und die Gehölze nicht zu viel oder zu wenig werden.

Entwicklungszyklus:
Die Falter fliegen in der Regel in zwei Generationen von Mitte Mai bis Juni und wieder ab Mitte Juli bis Anfang oder Mitte September. Im September kommt in warmen Jahren manchmal eine sehr partielle dritte Generation dazu. Die Eier werden einzeln an die Nahrungspflanzen abgelegt. Die noch kleine Raupe überwintert (L3). Anfang Mai 2021 fanden sich in Rumänien im Großraum Cluij-Napoca sowohl noch kleine Raupen (L3) als auch bereits verpuppungsreife, je nach Exposition und Mikroklima. Die Raupen sind an den auch bei anderen Schmetterlingsarten begehrten Trieben des Zwergginsters gut getarnt. Als Begleitarten fanden sich sehr zahlreiche Raupen von Gynaephora fascelina, Rhyparia purpurata und einzeln Orgyia recens sowie diverse Noctuidae (z.B. Aporophyla sp.). Die Verpuppung findet in der Gras- und Moosschicht als Gürtelpuppe in einem lockeren Seidenzelt statt (mit dem die Verpuppungskammer stabilisiert wird).

Bemerkungen:
Colias myrmidone ist fast im gesamten europäischen Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Ganz verschwunden ist Colias myrmidone bereits aus Deutschland, wo sie in Bayern im Oberpfälzer Jura bis etwa 2000 und wohl auch vereinzelt auf Heiden in Südbayern (schon viel früher ausgestorben) vorkam, aus Österreich, Tschechien und anderen Regionen. Heute kommt sie noch vereinzelt in kleinen, weithin isolierten Vorkommen von Nordostpolen, der Slowakei und Rumänien nach Westrußland bis etwas östlich des Urals (Westsibirien) vor. In Rußland halten sich die Populationen derzeit noch etwas besser, dürften aber im Rest Europas eine nach der anderen aussterben. Ursachen sind die zunehmende Eutrophierung und intensivierte Nutzung der Landschaft, das Zuwachsen einst offener Steppenwälder und vielleicht auch der Klimawandel. An den noch vorhandenen Fundstellen wirken die Isolation sowie meist ebenfalls suboptimale Bewirtschaftung und somit qualitativ und quantitativ abnehmendes Larvalhabitat in Richtung Schwächung und schließlich Aussterben. Eine Verzögerung des Aussterbens und vielleicht sogar Stabilisierung könnte lokal über vernünftige und auch vollumfänglich umgesetzte FFH-Managementpläne der europarechtlich geschützten Art erreicht werden. Wichtig ist ein ausgewogener Anteil Gehölze, Offenbodenstellen und versaumte Bereiche, was nur durch eine sehr angepasste Beweidung und Weidenachpflege erreicht werden kann. Sowohl zu viel Beweidung als auch zu wenig (Zuwachsen, Verfilzung) rotten Colias myrmidone aus.