Raupennahrungspflanzen:
Die Eiablage erfolgt in Mitteleuropa fast nur an Fraxinus excelsior, nach der Überwinterung fressen die Raupen aber auch andere Pflanzen wie nach eigenen Beobachtungen etwa Lonicera, Scrophulariaceae (Veronica, Rhinantus und vermutlich weitere Arten), Plantaginaceae (Plantago sp.) oder Valerianaceae (Valeriana sp.).
In Südosteuropa wurde auch der Liguster als Eiablagepflanze berichtet. In SE-Finnland scheinen aber gänzlich andere Verhältnisse vorzuliegen. Hier legen die Weibchen anscheinend bevorzugt an Melampyrum pratense ab (Scrophulariaceae). Esche fehlt hier meistens. In Schweden wird neben der Esche auch der Gewöhnliche Schneeball als Eiablagepflanze genutzt.
Lebensraumansprüche:
Euphydryas maturna bewohnt feuchte, lichte Wälder mit ausreichend Binnensäumen, feuchten Waldwiesen und Eschenjungwuchs in geeigneter Lage. Manchmal werden auch mit reichlich Eschen durchmischte Raine zwischen Wiesen besiedelt. Wichtig sind besonnte, windgeschützt und luftfeucht stehende Eschen zur Eiablage und zur Flugzeit ungemähte Wiesen mit Faltersaugblüten. Die Raupen benötigen im Frühjahr unbegüllte und ungewalzte Wiesensäume zu Gehölzen.
Entwicklungszyklus:
Die Flugzeit dauert von Mitte Mai bis Anfang Juli mit Schwerpunkt Ende Mai bis Mitte Juni. Die Männchen sitzen teils an den Waldrändern auf Büschen und tieferen Zweigen an und bilden kleine Reviere, von denen aus sie vorbeifliegende Falter kurz verfolgen. Als wichtigste Saugpflanzen stellte ich in einem Habitat im Nordosten Baden-Württembergs Crepis biennis und (etwas weniger) Ranunculus acris fest.
Die Eiablage erfolgt in Haufen an der Blattunterseite von Eschen, wobei die Falter sehr wählerisch sind, was die Standortbedingungen der belegten Pflanzen anbelangt. Manchmal findet man so mehrere Eigelege an einem Eschenblatt. Im Sommer (Juli/August) fallen die Jungraupengespinste an den Eschen sehr auf und können zur Kartierung/Bestandseinschätzung verwendet werden.
Die Überwinterung der halbwüchsigen Raupen erfolgt am Boden. Ein Teil der Raupen setzt sich im Folgejahr nach kurzer Aktivität zu einer erneuten Überwinterung fest. Zuchtversuche (E. Friedrich) legen nahe, dass sogar eine dritte Überwinterung vorkommen kann. Dies ist bei Euphydryas insgesamt keine Seltenheit und hilft der Art über Jahre mit zur Flugzeit extrem schlechter Witterung hinweg.
Die Raupen werden nach der jeweiligen Überwinterung im März aktiv. Ausgewachsene Raupen findet man meist im Mai. Die Raupen sitzen oft zum Teil exponiert in Bodennähe auf altem Laub, losen Ästchen oder Halmen und sonnen sich. Doch zum Teil sind sie auch recht versteckt wie der Fund einer in Häutungsruhe zum letzten Stadium befindlichen Raupe in über 1m Höhe unter Moos an einem Eschenstamm zeigt.
Gefährdung: vom Aussterben bedroht
Gefährdungsursachen:
Euphydryas maturna ist in Mitteleuropa unmittelbar vom Aussterben bedroht durch eine Vielzahl von Faktoren wie Entsaumung der Wälder durch dichte Aufforstung auch jeder Waldwiese und Eutrophierung (Stickstoffverbindungen über Niederschläge, aber auch Kohlenstoffdioxidanreicherung in der Luft), Rückgang traditioneller Waldbewirtschaftungsformen wie Mittelwaldwirtschaft, Absenkung des Grundwasserspiegels und einhergehender mikro- und mesoklimatischer Veränderungen, Plenterwirtschaft und Auwaldvernichtung. Die potentiellen Imaginalhabitate (angrenzende Talwiesen) werden heute meist viel zu intensiv bewirtschaftet (Düngung und Mahd), so dass zur Flugzeit keine geeigneten Saugpflanzen vorhanden sind.
Als weitere mittelfristig vermutlich bedeutsame Gefährdungsursache macht sich seit einiger Zeit das auch an den letzten verbliebenden Standorten des Falters auftretende Eschentriebsterben bemerkbar. Durch diese Krankheit sterben zunächst einzelne junge Zweige und Triebe, dann auch junge Bäumchen ab. Mit der Zeit fallen ihr schließlich sogar alte Eschenbäume zum Opfer.
Eventuell kommt auch heute zudem noch ein Absammeln der Raupengespinste vor, das bereits durch Lebensraumeinengung geschwächte Populationen gefährden kann, aber sicher nur eine ganz untergeordnete Rolle beim Verdrängungsprozess der Art spielt.
Besser ist es um Euphydryas maturna nur mehr im Osten des Gesamtverbreitungsgebietes bestellt.
Bemerkungen:
FFH-Art (Anhänge II und IV)!
Die Gesamtverbreitung reicht von Ostfrankreich über Teile Mittel- und Osteuropas bis ins gemäßigte Asien (Baikalsee, Mongolei). Im Westen des Areals sind jedoch nur mehr wenige, weit verstreute Populationen übrig geblieben. Euphydryas maturna fehlt in der Schweiz und im Westen Österreichs (Vorarlberg, Tirol).