Raupennahrungspflanzen:
Die Raupen leben an Gräsern, meist an Festuca. Auf São Miguel fand ich Raupen der dortigen Unterart miguelensis nur an Festuca francoi (früher zu Festuca jubata gestellt).
Lebensraumansprüche:
Hipparchia azorina kommt meist in den Hochlagen der Inseln ab 500m NN (Maximum 700-1100m, auf Pico bis 2000m) vor, wo ausgedehnte Heiden mit Moosen, Flechten, Zwergsträuchern und Festuca francoi dominieren. Die Falter und Raupe kommen auch an sonnigen Böschungen in lichtem Wald noch vor. Dabei bevorzugen die Raupen gut sonnenexponierte, eher etwas trockenere Stellen. An breiten Böschungen und Stützmauern dringt Hipparchia azorina auch einige extensive Rinderweiden ein, fehlt aber diesen nährstoffreichen Gebieten sonst meist völlig.
Entwicklungszyklus:
Die Falter fliegen hauptsächlich im Sommer von Mai bis August, manchmal auch später. Offensichtlich wird aber auch mindestens eine partielle zweite Generation ausgebildet. So fand ich Mitte November 2013 auf São Miguel bei Sete Cidades mindestens 5 Falter, aber insgesamt auch über 30 Jungraupen (meist L2, auch L1 und L3). Die genaue Phänologie muss wohl noch genauer untersucht werden. Die Jungraupen fressen auch am Tage und sind an geeigneten Stellen in größerer Zahl zu finden.
Gefährdungsursachen:
Hipparchia azorina ist vom Erhalt der atlantischen Heidegebiete in den Hochlagen der Inseln abhängig. Rinderweiden haben ihre Lebensräume schon eingeschränkt. Dennoch zählt Hipparchia azorina an den verbliebenen Fundorten zu den häufigen Spezies.
Bemerkungen:
Hipparchia azorina ist endemisch auf den Azoren (Portugal). Auf dieser Inselgruppe werden je nach Autor bis zu drei Arten unterschieden (Hipparchia miguelensis Le Cerf, 1935 auf São Miguel und Santa Maria, Hipparchia azorina auf den Inseln der Zentralgruppe und Hipparchia occidentalis Bivar De Sousa, 1982 in der Westgruppe: Flores und Corvo). Es ist aber ziemlich wahrscheinlich, dass man alle diese Taxa sinnvollerweise zu einer Art Hipparchia azorina (ggf. mit den drei Unterarten) zusammenfassen kann.