Raupennahrungspflanzen:
Die Raupen leben an Gräsern mit meist eher geringer Produktion (wie bei vielen Satyrinae sowohl Cyperaceae als auch Poaceae). Wichtiger sind vor allem Carex brizoides (mehrfach Raupenfunde auf der Ostalb), aber auch Deschampsia caespitosa (Ostalb), Festuca sp. (Raupenfunde an Festuca ovina agg. in mageren Waldsäumen im Steigerwald), Agrostis (Ostalb) und wohl auch Calamagrostis sp. (nur in noch lockeren Beständen, einzelne Raupenfunde) sowie einige weitere Arten.
Lebensraumansprüche:
Coenonympha hero besiedelt Auwaldlichtungen, Säume und Lichtungen in feuchten Wäldern und Niederwäldern sowie gebüschreiche Moorwiesen. Teils kommt der Falter in eher mageren, andererseits aber auch in etwas höherwüchsigen, versaumten Beständen vor, solange die Verfilzung noch nicht zu stark ist. Am günstigsten dürfte ein windgeschützter Mix beider Formen sowie von Feuchtegradienten sein.
In einem solchen Mix an einer Böschung auf einer Lichtung in einem Mittelwald fand ich am 24. März 2005 am Tage Raupen an Festuca ovina agg. Alle Raupen waren im mäßig mageren Bereich zu finden. Wegen der frühen Aktivität ist die Raupe auf teilweise grün überwinternde Gräser angewiesen wie Festuca, Deschampsia, einige Carex oder auf Arten, die im Frühjahr sehr früh austreiben (z.B. Carex brizoides).
Auf der östlichen Schwäbischen Alb spielen Carex brizoides und Deschampsia caespitosa eine wichtige - aber nicht die einzige - Rolle (Jungraupenfunde im Herbst auf Carex brizoides, Raupenfunde im Frühjahr, zahlreiche Falter in fast reinen Beständen dieser Arten). Stark verfilzte Bestände von etwa Calamagrostis epigejos werden von der Art gemieden. Coenonympha hero bevorzugt mit Gehölzen strukturierte, windgeschützte, staunasse und luftfeuchte Bereiche und weist auf großen, sehr offenen Kahlschlägen und Lichtungen meist nur geringe Abundanzen auf. Andererseits sind manche kleinen Habitatinseln auf staunassem Boden im Lichtwald oft erstaunlich dicht besiedelt. Coenonympha hero benötigt wie viele andere auch einen Verbund an besiedelbaren Habitatflächen, um langfristig überleben zu können.
Entwicklungszyklus:
Die Falter fliegen in einer Generation von Mitte Mai bis Anfang Juli. Nach Coenonympha pamphilus ist Coenonympha hero bei uns die zweitfrüheste Art der Gattung. In Jahren mit kühlem Frühjahr (2013) erscheinen die Falter im Extrem erst Anfang Juni. An geeigneten Stellen können recht hohe Abundanzen erreicht werden. Auf der östlichen Schwäbischen Alb konnte ich auf bereits etwas älteren Kahlschlägen teils über 80 Falter zählen. Die Falter besuchen nur relativ selten Blüten und wenn doch, dann vor allem gegen Ende der Flugzeit (Valeriana, Cirsium palustre, Veronica, Rubus idaeus, andere Rubus-Arten, Trifolium, Aegopodium etc.). Sie dürften aber an Blattlausausscheidungen auf Blättern und Tau saugen und nehmen gelegentlich auch Feuchtigkeit am Boden auf. Einmal beobachtete ich auch ein Saugen an Schafskot am Rande eines Habitats (Ostalb).
Die blaugrünen Eier werden einzeln an bodennahe Vegetationsteile gekittet (meist Gräser). Dazu landet das Weibchen in der Grasschicht (z.B. einem lockeren Deschampsia-Horst) und klettert meist zielstrebig nach unten, wo es eine geeignete Ablagestelle sucht. Die Raupe überwintert halbwüchsig (meist im vorletzten Stadium) und beginnt sofort nach der Schneeschmelze zu fressen. Die letzte Häutung erfolgt meist im April. Die Verpuppung findet Ende April oder im Mai in der Grasschicht statt. Erste Männchen fand ich bereits Mitte Mai im Lechgebiet südlich Landsberg auf einer mit sehr mageren Brennen durchsetzten Fläche.
Gefährdung: vom Aussterben bedroht
Gefährdungsursachen:
Coenonympha hero ist vom Aussterben bedroht wegen der Entsaumung und Verdunkelung der besiedelten Wälder infolge dichter Hochwaldnutzung, der Vernichtung der Auen (Brennen!), allgemeiner Eutrophierung und dem Rückgang traditioneller Waldbewirtschaftungsformen. Auf Feuchtwiesen ist der Falter von Verschilfung und Verbuschung, aber auch zu intensiver Mahd bedroht. Er benötigt offenbar ziemlich magere, aber weitgehend ungemähte Stellen innerhalb der Biotope zur Larvalentwicklung wie etwa kleine Böschungen, magere Brennen oder noch nicht zu verfilzte Kahlschläge. Auch bei Flachmoorstandorten dürften nur schwach verfilzte Stellen ausschlaggebend sein.
In besiedelten Wäldern ist es äußerst wichtig, dass immer ausreichend junge Kahlschläge zur Verfügung stehen (am besten mittlere Größen). Eine reine Plenterwirtschaft ohne sonnige Lichtungen würde Coenonympha hero und viele weitere verdrängen und ist somit aus naturschützerischer Sicht die schlechteste aller Nutzungsformen im Wald!
Bemerkungen:
Die Verbreitung reicht von Ostfrankreich sehr lokal über Mitteleuropa und Südskandinavien bis weit ins gemäßigte Asien und hier bis Japan.