Raupennahrungspflanzen:
Die Raupen ernähren sich bevorzugt von horstbildenden Gräsern, meist von Festuca sp.
Lebensraumansprüche:
Erebia nivalis besiedelt hochalpine, nur lückig bewachsene, oft (aber nicht notwendigerweise) von Felsen und Steinen durchsetzte Hänge zwischen 2200m und 2600m NN. Ich fand den Falter an der Großglockner-Hochalpenstraße zwischen 2300m und 2500m NN in einem sehr mageren und schütter bewachsenen Gelände, das von höherwüchsigen Senken durchsetzt war und eine beachtliche Artenausstattung aufwies: u.a. Setina irrorella, Setina roscida, Erebia gorge, Erebia pandrose, Polyommatus orbitulus, Boloria napaea, Zygaena exulans, Pyrgus andromedae, Pyrgus cacaliae, Pyrgus warrenensis, Melitaea asteria usw.
An den wenigen Fundorten in der Schweiz (Faulhorn, Schilthorn) werden offenbar besonders steile Grate und Felsbänder besiedelt (Sonderegger 2005).
Entwicklungszyklus:
Die Entwicklung ist zweijährig. Den ersten Winter bringt die Raupe meist im ersten Stadium zu, den zweiten dann im vorletzten. Die Falter fliegen somit auch früher als die von Erebia cassioides und E. tyndarus, nähmlich von Ende Juni bis Mitte/Ende August. Ich traf die Falter Ende Juli (nur frische Männchen) und Mitte August 2009 (Weibchen frisch, Männchen mäßig abgeflogen) an der Großglockner-Hochalpenstraße an. Etwas tiefer (bei 2100m NN) fanden sich Mitte August wenige Kilometer weiter frische Falter von Erebia cassioides, aber weder E. nivalis noch Setina roscida.
Gefährdungsursachen:
Erebia nivalis ist an vielen Stellen ihres Vorkommens dank der Höhenlage nur wenig bedroht. Lokal können aber Vorkommen durch den vielerorts viel zu intensiven Tourismus und die dafür benötigte Infrastruktur (Alpenstraßen, Pisten, Liftanlagen etc.) beeinträchtigt werden oder gar erlöschen.
Bemerkungen:
Erebia nivalis kommt vor allem in den Ostalpen in Österreich östlich des Ötztales vor, besonders verbreitet etwa in den Hohen Tauern. Daneben findet sie sich extrem lokal auch in den nordostitalienischen Hochalpen sowie im Berner Oberland in der Schweiz.
Hinweise zur Bestimmung:
Erebia nivalis ist nur schwer von den anderen Arten der Erebia-tyndarus-Gruppe zu unterscheiden. Frische Männchen wirken auf der Hinterflügel-Unterseite leicht bläulich. Auf der Vorderflügel-Oberseite reichen zwei der rotbraunen Flecken bis zur Zelle (kann aber auch bei den anderen Arten vorkommen). Die beiden Augenflecke sind im Gegensatz zu den meisten E. cassioides-Weibchen normalerweise nicht zusammenhängend. Bei E. cassioides-Männchen sind sie allerdings auch oft getrennt (Ostalpen).
Die Kopfauswüchse der älteren Raupen sind viel kürzer als bei E. cassioides und E. tyndarus.