Mythimna favicolor (Barrett, 1896) (Nordseestrand-Graseule, Salzwiesen-Graseule)

Raupennahrungspflanzen:
Die Raupen fressen an Gräsern der Salzwiesen, insbesondere denen des Salzschwingelrasens und teils auch des Andelrasens (Festuca rubra ssp. litoralis, Agrostis stolonifera und Puccinellia maritima). Gelegentlich werden auch andere Gräser wie Elymus-Arten genutzt, was aber nur von untergeordneter Bedeutung ist.

Lebensraumansprüche:
Mythimna favicolor besiedelt insbesondere die obere Salzwiese und nicht zu häufig überflutete Bereiche des Andelrasens im Küstenbereich der Nordsee. Auf den Ostfriesischen Inseln sind diese auf der festlandsnahen Südseite der Inseln gelegen, während die Nordseite meist Sanddünen beherbergt.

Entwicklungszyklus:
Die Raupe überwintert halbwüchsig (im Falle von einer partiellen zweiten Generation abstammender Raupen kleiner als bei überwinternden, die von der ersten Faltergeneration abstammen). Eine Mitte März 2024 auf Spiekeroog gefundene Raupe (wohl noch im Überwinterungsstadium) benötigte noch zwei Larvalhäutungen bis zur Verpuppungsreife. Die älteren Raupen sind nachtaktiv und tagsüber in Bodennähe im Grasfilz verborgen. Ausgewachsen sind sie dann meist im Mai. Die Falter fliegen dann von Juni bis Anfang August und oft wieder in einer aber nur partiellen zweiten Generation ab Ende August bis Anfang Oktober. Die Falter saugen gern an Grasrispen oder Blüten der Salzwiesen wie Limonium. Im Herbst sitzen die Raupen wie die anderer Mythimna oft erhöht an den alten Gräsern und können dann geklopft werden.

Gefährdungsursachen:
Mythimna favicolor ist durch vielfältige Einflüsse bereits insbesondere am Festland stark zurückgegangen, so Eindeichung, Trockenlegung, Überbauung oder zu starke Beweidung ihres Lebensraums. Zudem werden im Zuge des Klimawandels Stürme und lang andauernde Überschwemmungen der Salzwiesen immer häufiger, was die überwinternden Raupen wahrscheinlich stark dezimiert.

Bemerkungen:
Mythimna favicolor ist ein Nordsee-Endemit und kommt von Südostengland über Belgien, die Niederlande und Nordwestdeutschland bis ins südwestliche Dänemark vor. Das Taxon steht Mythimna pallens nahe und wird von einigen Autoren als Form zu dieser gestellt. Deutliche genetische Unterschiede scheinen zu fehlen. Ich persönlich neige eher zur Annahme zweier Arten, da favicolor eine strikte Habitatbindung zeigt und angrenzend in der Regel typische pallens vorkommen, etwa im Graudünenbereich oder Wiesengelände. Eine Durchmischung scheint dabei nicht stattzufinden. Es ist aber sicher noch weitere Forschung notwendig, etwa zu etwaigen Kopulationsausschlusskriterien.

Literatur:
Wegner, H. (2015): Die Salzwiesen-Graseule Mythimna favicolor Barrett, 1896) an der Westküste Schleswig-Holsteins – Beobachtungen zur Bionomie (Lep., Noctuidae). Melanargia 27: 45–52.