Cucullia fraudatrix Eversmann, 1837

Raupennahrungspflanzen:
Die Raupen leben in der Regel an Gewöhnlichem Beifuß (Artemisia vulgaris), gelegentlich auch an anderen Artemisia-Arten.

Lebensraumansprüche:
Die östliche Steppenart besiedelt offene Landschaften wie Ruderalgelände, Brachen, Ackerraine, Sandmagerrasen, Störstellen in Feuchtgebieten und andere, oft siedlungsnahe Gebiete.

Entwicklungszyklus:
Die Falter fliegen im Sommer von Juli bis Mitte August, selten noch später bis Ende August und noch seltener bereits Ende Juni. Die Raupen leben generell im August und September. Man findet sie aber zumeist zwischen dem 20. August und 20. September. Sie dürften aber auch bereits Anfang August oder gar Ende Juli nachweisbar sein. Am 9. September 2023 fand ich bei Berlin Raupen im vorletzten und letzten Stadium. In diesem Jahr dürften einige Raupen so noch bis Ende September gefressen haben. Sie leben im ersten Stadium zwar auch an Blättern (Zuchtbeobachtung), bevorzugt aber an den Blüten- und Fruchtständen, wo sie mit Vorliebe Blütenknospen und Samenkapseln ausfressen. Sie kommen in einer grünen und einer grauen Variante vor. Ausgewachsen ziehen sie sich oft tagsüber an Stängel etc. etwas zurück und sollen sich nach der Literatur auch am Boden verstecken können. Nachweismittel der Wahl ist das Abklopfen der Artemisia-Bestände. Doch dem geübten Auge fallen sie auch beim visuellen Absuchen oft auf. Sie sind so aber etwas schwerer nachweisbar als die sehr offen dasitzenden und wohl fast immer syntopen Raupen von Cucullia absinthii. Auch Cucullia artemisiae ist ein relativ steter Begleiter. Die Verpuppung erfolgt in einem Kokon am Boden.

Bemerkungen:
Cucullia fraudatrix kommt von Mitteleuropa über den asiatischen Steppengürtel bis Korea und Japan vor. Erst seit etwa 1945 wird sie auch westlich der Oder regelmäßiger gefunden und hat sich inzwischen über Norddeutschland bis in die östlichen Niederlande ausgebreitet. Es gibt auch Nachweise aus Dänemark, Südschweden und Südfinnland.
Es macht aber den Anschein, dass sie in ihren westlichen, neubesiedelten Gebieten schon wieder seltener wird. So wurde sie früher in Niedersachsen und Hamburg teils häufiger gefunden (ca. 1950 bis 2000), heute jedoch nur mehr lokal in meist wenigen Individuen. Neben normalen Fluktuationen werden auch die Lebensräume mancherorts knapp. So wurden Ackerraine immer mehr in die Intensivanbauflächen integriert, mit Bioziden belastet oder wachsen mit Gehölzen zu. Siedlungsnahe Brachen werden meist bald bebaut. Ackerbrachen hingegen müssen mehrjährig sein, um der Art eine Heimat zu bieten. Wo noch großflächiger Lebensraum besteht (etwa in Teilen Brandenburgs) ist Cucullia fraudatrix aber derzeit noch regelmäßiger anzutreffen.